«Guerre et paix chez Friedrich Dürrenmatt» Vortrag von Herrn Prof. Dr. Pierre Bühler, Theologieprofessor an der Universität Zürich (in französischer Sprache)
Begleitveranstaltung zur Ausstellung «Guerres», Pressezeichnungen von Martial Leiter (25. September 2009 - 10. Januar 2010).
Ist es erlaubt, von Krieg und Frieden bei Dürrenmatt zu sprechen? Der Titel erinnert anTolstois grossen Roman, und Dürrenmatt hätte es vielleicht nicht sehr geschätzt, auf diese Weise mit dem russischen Schriftsteller assoziiert zu werden!
Gleichzeitig durchzieht das Thema Krieg Dürrenmatts Werke seit seinen ersten Anfängen,wie das Zeichnungen und Texte deutlich bezeugen. Schwer belastete den jungen Schriftsteller während des zweiten Weltkriegs die Tatsache, im «Gefängnis Schweiz» eingeschlossen zu sein. Hieraus ergibt sich eine konstante Wiederaufnahme des Themas Krieg unter den verschiedensten Aspekten: die alten - griechischen oder biblischen - mythologischen Schlachten, die Erzählung vom langen Winterkrieg im Tibet, die blutigen Kriege der «Weltmetzger» oder der «Krieg» zwischen Schriftstellern und Literaturkritikern, usw.
Im Kontrast dazu stehen jedoch zugleich Dürrenmatts Bemühungen um den Frieden. Häufig hat er davon gesprochen, dass der Frieden letztlich vielleicht schwieriger zu bestehen sei als der Krieg, und hat deshalb auch versucht, die Konturen dieses Friedens mittels Text und Zeichnung zu skizzieren.
Bei genauerer Betrachtung dieser Themen lässt sich in Dürrenmatts Werk ein Echo auf die Zeichnungen von Martial Leiter finden, die im Centre Dürrenmatt und im Musée d'art et d'histoire Neuchâtel ausgestellt sind.